Wie wirkt sich der Bürgerkrieg in Syrien auf einen Künstler aus? Wie erlebt er die Repression, die Gewalt und die permanente Angst um sein Leben und das seiner Familie und Freunde? Der Künstler Hazem Alhamwi erzählt seine ganz persönlichen Erfahrungen in einem Film und zeichnet das Porträt eines Landes, das den Wunsch nach Freiheit nicht aufgegeben hat. Es ist die Geschichte von Menschen, die in einem Land leben, in dem jeder jederzeit verschwinden kann, weggesperrt von einem grausamen Regime: Während der sogenannte Islamische Staat die Zeugnisse seiner Gräueltaten im Internet veröffentlicht, tötet der syrische Staat im Verborgenen. Im Film Das syrische Zimmer, blicken wir durch die Augen des Künstlers Hazem Alhamwi auf seine Heimat Syrien, einem Land, in dem die Menschenrechte nicht mehr exis-tieren. Er nimmt uns mit auf eine assoziative Reise durch sein Leben und das seiner Freunde, von der Kindheit bis heute. Der Film beschreibt die Ursprünge und Auslöser des syrischen Bürgerkriegs, er schildert das Erziehungssystem, den Herrscherkult, den alltäglichen Terror…
Archiv der Kategorie: Ausgabe 1 | 2016
Botticellis Traumfrau
Wer kennt sie nicht, die Geburt der Venus des großen Meisters der Renaissance? Sandro Botticellis aus der Venusmuschel steigende Traumfrau hat sich zur Ikone stilisiert, die fast so bekannt ist wie die Mona Lisa. Wie sehr das vor über 500 Jahren geschaffene Werk Künstler verschiedener Epochen beeinflusst hat, zeigt derzeit die Berliner Gemäldegalerie und anschließend das Victoria & Albert Museum in London. Der Florentiner Sandro Botticelli (1445-1510) wurde so oft kopiert und interpretiert, reproduziert und verfremdet wie kaum ein anderer Maler. Sein Name steht heute auch für Mode und Lifestyle, ohne dass er als Maler je erwähnt wird. Produkte werden nach ihm benannt, Inszenierungen der Populärkultur folgen seinen Mustern, und einzelne seiner Figuren – allen voran die Venus – haben sich in das allgemeine Bildgedächtnis eingeprägt. Doch er war nicht immer berühmt…
Andreas Gurskys Realitäten
Seine Bilder zeigen den Zustand unserer globalisierten Welt, die präzise deren Brennpunkte einfangen. Die großformatigen Kompositionen des Düsseldorfer Fotokünstlers Andreas Gursky, *1955, sind dabei immer auch bildhaft gewordene Zeugnisse seiner über Jahrzehnte fortgesetzten weltweiten Reisen – eine imaginäre Landkarte, die sich hinter den Fotografien verbirgt. Es gibt heute wohl kaum einen Künstler, der derart konsequent seine Reisetätigkeit so anschaulich dokumentiert. Gurskys Betrachtungen verstehen sich als Reflexionen über die äußere und innere Erscheinung der Welt. Jenseits ihrer verführerischen Schönheit und Perfektion, weg von Vergleichen mit der Malerei und von sensations-heischenden Millionen Rekordpreisen auf Auktionen, will der Künstler einen neuen Blick lenken auf den reichen Assoziationsraum seiner am Computer vollendeten Werke. Und die dann im „denkenden Auge“ des Betrachters dazu führen sollen, über den Grund der Bilder zu reflektieren. – Von antiken Stätten über aktuelle Schauplätze gesellschaftlicher und politischer Brennpunkte bis hin zu fiktiv arrangierten Phantasiewelten spannt sich Gurskys Bilderkosmos. Ob international agierende Börsen, das Weltkulturerbe Cheops-Pyramide in Kairo oder Korbflechterinnen im vietnamesischen Nha Trang, ob Müllwüsten in Mexiko, Rennstrecken in der Wüste oder Massenspektakel im nordkoreanischen Pjöngjang: Subversiv schildert der Künstler Machtstrukturen und globale Weltordnungen….
Network Painting
Sie erlebt trotz vieler Voraussagen ihres Untergangs bis heute eine Renaissance: die Malerei. Überraschenderweise fällt dies mit einer Explosion digitaler Technologien zusammen. Doch schon seit den 1960er Jahren hat sich die Malerei in Westeuropa und in den USA mit der zeitgenössischen Massenkultur un den dominierenden medialen Tendenzen auseinandergesetzt und neue Impulse entwickelt. Seit Beginn des TV- und Computer-Zeitalters bis zur Internet-Revolution konnte die Malerei jene Mechanismen integrieren, die zu ihrem angeblichen Ableben führen sollten. In der Ausstellung im Münchner Museum Brandhorst setzt die Bilderflut lange vor der Digitalisierung und dem Internet ein – nämlich mit der Pop Art und dem Neuen Realismus, die sich erstmals neuer kommerzieller Bildsprachen bedienten. Geste und Spektakel werden durch malerische Gestik und diese sich in einer Protestbewegung kommerziellen Bilder und ihren Medien gegenüber realisiert. Dies manifestiert sich beispielsweise in den Schießbildern von Niki de St. Phalle oder den abgerissenen Plakatwänden der französischen Affichisten Mommo Rotella, Jaques Villegle und Raymond Hains bis zin zu malerischen Strategien, die sich die Sprache der Populärkultur aneigneten wie Keith Haring mit seinen „Subway Drawings“.
Filmfestival Kino Asyl
Aus Syrien, Afganistan, Sierra Leone, Mali, dem Senegal und dem Kongo stammen die Organisatoren des Münchner Filmfestival Pro Asyl. Sie leben seit wenigen Monaten oder schon seit mehreren Jahren in der bayerischen Hauptstadt. Viele haben ihre Familien und Freunde zu Hause zurückgelassen, auf der Suche nach einem friedvollen Ort und einer besseren Zukunft – fern von Krieg, Elend und Kummer. Obwohl sie ohne irgendetwas hierhergekommen sind, gibt es etwas, was sie immer mit sich tragen, auch wenn es manchmal nicht sichtbar zu sein scheint: ihre Kultur. Diese Kultur sichtbar zu machen, ist Ziel des Festivals. Gestaltet wurde es von fünfzehn in München lebenden jungen Flüchtlingen, die durch das Schicksal von Flucht und Vertreibung und die Hoffnung auf Asyl in Deutschland miteinander verbunden sind.