In den letzten Jahren hat sich die türkische Kunst- und Kulturszene, besonders in Istanbul, rasant entwickelt: Junge türkische Künstler haben den Bruch mit der traditionellen Kunst ihres Landes vollzogen. Nach Jahren der Isolation meldete sich diese Künstlergeneration ein Jahrzehnt später auch international zu Wort und setzte politisch engagiert, ästhetisch radikal und mit neuen bildnerischen Argumenten maßgebliche Zeichen. Auch die seit 1987 ins Leben gerufene Istanbul Biennale gewann zunehmend an Bedeutung. Sie hat nicht nur in der Türkei einen hohen Stellenwert für die Kunst. Die Initiatoren der Biennale gaben der Berliner Prolog-Ausstellung den Titel „Agoraphobie“, um die Situation des öffentlichen Raums zu symbolisieren. Sinnbildlich bedeutet Agoraphobie (Angst vor der Menge oder Angst vor offenen Plätzen) hier die Angst vor der freien Meinungsäußerung und vor kollektiven öffentlichen Aktionen. Wie real diese Angst ist, zeigt die Äußerung des türkischen Kulturministers vom letzten Jahr, der die Kunst als „Hinterhof des Terrorismus“ bezeichnete. Publizisten, Journalisten und Künstler sitzen im Gefängnis. Die Ausstellung sowie die Istanbul Biennale analysiert daher die Politik des Raums als „unvermeidlichen Vektor von Freiheit und urbane öffentliche Plätze als räumliche Komponente des demokratischen Systems“…