Sie hat ihre Kunst lange Zeit im Verborgenen gehalten: Als sie damit begann, tat sie es nach Feierabend. Tagsüber arbeitete die Japanerin Setsuko Ono, die jüngere Schwester von Yoko Ono, bei der Weltbank und bearbeitete internationale Entwicklungsprojekte. Doch erst als sie in den Ruhestand ging, zeigte die Künstlerin zum ersten Mal Skulpturen aus Stahl in der Öffentlichkeit. Heute stehen ihre Werke in Kuba, Japan, den USA. Im Februar eröffnet sie ihre erste Ausstellung mit Skulpturen und Gemälden in Europa: in London, mit Arbeiten, die auch mit der VR-Brille hautnah zu erleben sind. Zuvor erzählte sie mir ihre Geschichte im Interview….
Archiv der Kategorie: Ausgabe 1 | 2018
Malen ohne Umschweife
In einer großen Ausstellung zeigt das Münchner Lenbachhaus erstmals alle Facetten des vielseitigen, stilistisch breit gefächerten Œuvres von Gabriele Münter. Zu ihrem 140. Geburtstag gewährt die Schau überraschende Einblicke in teils unbekannte Gemälde und Fotografien der Maler-Pionierin aus allen Lebens- und Schaffensphasen. Auf einer USA-Reise entdeckt die 21jährige Künstlerin die Lust am Fotografieren. Eine Kodak-Box ersetzt ihr zunächst den Zeichenstift. Im Umgang mit dem neuen Medium beweist sie ein ausgeprägtes Gespür für komplexe Bildkompositionen. Später entfaltet sich daraus die für ihre Malerei und Grafik so charakteristische Fähigkeit, das Gesehene in klare und reduzierte Umrisslinien treffend festzuhalten und wiederzugeben….
The American Dream
Als ich in die USA, mit der Greencard im Gepäck, einwanderte, um in Kalifornien arbeiten und studieren zu können, schien mir die Welt im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ schwer okay zu sein. Ich war begeistert von der Offenheit, der Freundlichkeit und dem Optimismus der Amerikaner, die mich während meines zweijährigen Aufenthalts in ihrer unkomplizierten Art spüren ließen, keine Fremde in ihrem Land zu sein. Ich war fasziniert vom American Way of Life und glaubte an den vielversprechenden American Dream. Doch langsam merkte ich, dass die Welt um mich herum längst nicht so rosig war wie sie sich anfangs anfühlte. Ich erlebte Rassenunruhen in downtown Los Angeles, und ich erfuhr von der Ermordung Robert Kennedys, kurz nachdem ich sein Wahlkampfbüro in Washington aufgesucht hatte. Ich war desillusioniert und hatte Sehnsucht nach Europa. Aktuelle Ausstellungen versuchen heute, dem amerikanischen Traum und dessen Desillusionierung nachzuspüren und sich zugleich der grandiosen Gesten Amerikas zu erinnern. „Think“ prangt auf der sorgfältig per Hand genähten Flagge, da wo sonst die weißen Sterne der 50 Bundesstaaten abgebildet sind. Denk nach Amerika. Denk nach über Amerika! mahnt das Kunstwerk „Imaginary Flag for USA“, das William N. Copley schon vor vier Jahrzehnten und nicht erst vor Trumps Amtsantritt schuf. Es geriet zum Motto der großen Schau über die US-Gegenwartskunst in Baden-Baden….