„Ich versuche, dahin zu kommen, dass ich schneller bin als mein Denken“, beschreibt die japanische Künstlerin Leiko Ikemura ihren Impetus bei der Arbeit. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sie ihr Sujet gefunden: in sich versunkene anonyme Figuren, schemenhafte weibliche Wesen und kosmische Landschaften, die in einen unendlich Raum weisen. Ikemuras Gestalten bewohnen eine elementare Welt aus Licht und Farbe, Land und Meer. Landschaftliche Formen interpretiert sie anthropomorph, Gesichter und Felsen verschmelzen bei ihr zu hybriden Naturbildern. „Wellen, Wind, Wesen“ sind wiederkehrende Motive und auch Titel einer ihrer Künstlerbücher. Als Prinzip von Werden und Vergehen, der ewigen Metamorphose des Seins, die in Abhängigkeit von der Natur auch bedrohlich sein kann, erlangen die Werke von Ikemura in Hinblick auf die Ereignisse in Japan von vor zwei Jahren eine besondere Bedeutung. So hat sie auch die Frage der Bedeutung von Kunst in Zusammenhang mit der Katastrophe von Fukushima in von ihr organisierten Ausstellungen diskutiert.