Es war das Kunst-Happening des Jahres 2016: die Floating Piers im italienischen Lago d’Iseo, ein kilometerlanger Laufsteg, auf dem Menschen im Sommer in Scharen übers Wasser wandern konnten. 16 Tage lang war Christos spektakuläres Kunstwerk für jedermann zugänglich. Selbst bis Mitternacht pilgerten die Besucher über die mit unzähligen Lichtern illuminierten Piers und posteten begeistert ihre Eindrücke im Internet. Und alle Welt sah zu, wie die Menschen barfuß über schimmernde Stoffbahnen wandern, radschlagende Kinder die schwimmenden Pontons zum Turnen nutzen und andere an einigen Stegen die Sonne genießen und sich zum Baden hinablassen. Inzwischen ist alles abgebaut, die 206.000 Hohlraumwürfel, 100.000 Quadratmeter Stoff und 190 Anker sind recycelt. Sein Großprojekt kommentierte der bulgarisch-amerikanische Verpackungskünstler lakonisch: „Es geht ums Laufen, um alle Sinne, das Gefühl unter den Füßen, die Luft, die Feuchtigkeit des Stoffs, die Sonnenwärme, das Plätschern der Wellen“. Die Idee, einen künstlichen Pier zu bauen, hatten Christo und seine 2009 verstorbene Frau Jeanne-Claude bereits 1969, nachdem beide die Verpackung des Museum of Contemporary Art in Chicago und der Little Bay in Australien realisiert hatten. Doch manche Pläne dauern Jahrzehnte, bis sie genehmigt und umgesetzt werden können. So wurde das Objekt eines artifiziellen Piers im Rio de la Plata in Buenos Aires damals ad acta gelegt und erst 2016 in Italien verwirklicht…