Von Wuppertal aus ging eine Revolution aus, die den Tanz weltweit emanzipierte und neu definierte. Pina Bausch (1940-2009) verband erstmals den Tanz mit den Genres Gesang, Pantomime, Artistik und Schauspiel zu einer neuen Kunstgattung. Der weltweite Erfolg beruhte darauf, dass sie ein universelles Bedürfnis zu ihrem Kernthema machte: das nach Liebe, nach Nähe und Geborgenheit. Daraus entwickelte sie ein Welttheater, das nicht belehrt, sondern beglückende oder traurige, sanfte oder direkte, und immer wieder auch komische und skurrile Erfahrungen generiert. Es sind bewegte und bewegende Bilder innerer Landschaften, die aufs Genaueste die menschliche Gefühlslage erkunden. Pina Bausch konfrontierte die Ensemblemitglieder zunächst mit Fragen, Aufgaben und Stichworten. Jede am Entstehungsprozess des Stückes beteiligte Person antwortete darauf mit Worten oder Bewegungen, Gesten oder Szenen. Aus diesem Sammelsurium kombinierte die Choreografin unterschiedlichste Puzzleteile immer wieder neu, bis daraus eine stimmige und emotionale Komposition entstand. Pina Bausch: „Mich interessiert nicht, wie Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt.“ In den über 36 Jahren, in denen Pina Bausch die Wuppertaler Arbeit bis zu ihrem Tod geprägt hat, hat sie ein Werk geschaffen, das einen unbestechlichen Blick auf die Wirklichkeit wirft und zugleich Mut macht, zu den eigenen Wünschen und Sehnsüchten zu stehen. Diesen Maßstab wird ihr einzigartiges, persönlichkeitsstarkes Ensemble auch in Zukunft erhalten.