Als ich in die USA, mit der Greencard im Gepäck, einwanderte, um in Kalifornien arbeiten und studieren zu können, schien mir die Welt im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ schwer okay zu sein. Ich war begeistert von der Offenheit, der Freundlichkeit und dem Optimismus der Amerikaner, die mich während meines zweijährigen Aufenthalts in ihrer unkomplizierten Art spüren ließen, keine Fremde in ihrem Land zu sein. Ich war fasziniert vom American Way of Life und glaubte an den vielversprechenden American Dream. Doch langsam merkte ich, dass die Welt um mich herum längst nicht so rosig war wie sie sich anfangs anfühlte. Ich erlebte Rassenunruhen in downtown Los Angeles, und ich erfuhr von der Ermordung Robert Kennedys, kurz nachdem ich sein Wahlkampfbüro in Washington aufgesucht hatte. Ich war desillusioniert und hatte Sehnsucht nach Europa. Aktuelle Ausstellungen versuchen heute, dem amerikanischen Traum und dessen Desillusionierung nachzuspüren und sich zugleich der grandiosen Gesten Amerikas zu erinnern. „Think“ prangt auf der sorgfältig per Hand genähten Flagge, da wo sonst die weißen Sterne der 50 Bundesstaaten abgebildet sind. Denk nach Amerika. Denk nach über Amerika! mahnt das Kunstwerk „Imaginary Flag for USA“, das William N. Copley schon vor vier Jahrzehnten und nicht erst vor Trumps Amtsantritt schuf. Es geriet zum Motto der großen Schau über die US-Gegenwartskunst in Baden-Baden….